
Der Tod und das Mädchen
Nina Ruzickas Online-Comic
als Album |
Unser österreichisches Mitglied Nina Ruzicka, Jahrgang 1972,
erzielte eine gewisse Prominenz durch ihren von 1997 bis 2002 in der
Monatsschrift Wienerin veröffentlichten Cartoon Nina.
Dann folgte Der Tod und das Mädchen online für
den ORF. 100 000 Leser haben die Serie am Tag ihres Erscheinens gesehen.
Fast von Anfang an führte die gezeichnete Geschichte die Hitliste
der Strips an. Zahlreiche Fans forderten damals eine gedruckte Version;
Anfang Oktober 2005 wurde der erste Teil der Folge veröffentlicht.
Im deutschsprachigen Raum sind optisch und inhaltlich gut gemachte
Comics nach wie vor eine Seltenheit, zumal solche von einer Frau.
Wir freuen uns umso mehr, Ihnen ein makabres Kunststück vorstellen
zu dürfen, das gewissermaßen aus unseren Reihen hervorgeht.


Die ersten Szenen des vorliegenden Bandes sind Ingmar Bergmans Film
Das siebente Siegel entlehnt. Zur Erinnerung: Der Tod erscheint
dem Ritter am Strand, um ihn zu holen, als jener ein Schachspiel um
sein Leben vorschlägt. Während sich der Wettkampf im Original
über Tage hinzieht, geht es im Comic weit schneller: In einem
Zeitsprung entführt uns Nina Ruzicka an einen Ort, der den meisten
von uns gar nicht so fremd ist: zu einer beliebigen Autobahn, auf
welcher der Sensenmann sein grausiges Handwerk betreibt. Wer bis dahin
glaubte, der Tod sei allmächtig und universell, muss lernen,
dass der Schein trügt. Wir erfahren, dass es einiger Unvorsichtigkeiten
bedarf, um ihm anheim zu fallen. Man muss ihm nämlich in die
Augen schauen und ihn beim Namen nennen, sonst hat er das Nachsehen.
Bereits nach kurzer Zeit trifft der Tod auf seinen Widerpart, das
Mädchen. Mit ihm hat er noch eine alte Rechnung offen, denn sie
weigert sich nach wie vor standhaft, mit ihm zu gehen. Aus diesem
Wiedersehen entspinnt sich eine rasante Bilderfolge mit verblüffenden
Wendungen, historischen Exkursen und Nebenhandlungen. Wir begleiten
den Tod nicht nur auf seinen Streifzügen während der Pest,
sondern begegnen darüber hinaus typischen Menschen aus der Gegenwart
und literarischen Figuren.

Ein Beispiel für die Verarbeitung von Lektüreerlebnissen
in Wort und Bild ist die Episode nach Ray Bradbury. Der Amerikaner
hat eine seiner unzähligen Kurzgeschichten Death and the
Maiden genannt. Seine Heldin Lucinda Grenton-Witherspoon, eine
wehrhafte Oma, zeigt einem Schriftsteller, dass man es selbst mit
dem Sensenmann aufnehmen kann.
Zum Ende des ersten Bandes trennen sich die Wege der Titelhelden
– Tod und Mädchen – genauso schnell wieder, wie sie
am Anfang zusammenfanden. Man wartet mit Spannung auf den nächsten
Band, denn Nina Ruzickas Comic ist ein gezeichnetes Roadmovie, aber
auch eine Liebesgeschichte, deren Fortgang man weiterverfolgen möchte.
Der 64-seitige Comic (außen Softcover zellophaniert, innen
Faden geheftet) ist erschienen im Verlag Die Biblyothek – Leipzig.
Ab sofort kann man das Album im Zeitschriften- und Buchhandel zum
Preis von 12 Euro beziehen. ISBN: 3-9810480-0-8.
Am einfachsten geht es im Internet über www.amazon.de.
Kostproben gibt es unter www.cartoontomb.de
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