Wiebke
Terradas: Totentanz-Chiffren |
Wiebke Terradas, ausgebildete Grafikdesignerin, hat für ihre
Totentänze eine Darstellungsweise gewählt, die auf dem ersten
Blick gar nichts mit makabrer Kunst zu tun hat: Sie macht alltägliche
Dinge zu Symbolen und verschlüsselt so die Aussage ihrer Bilder.
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Drei Tänze (Öl auf Leinwand im Format 83 x 90,5
Zentimeter) beweist, dass der Tod kein Gerippe sein muss. Die Sterbenden
präsentieren sich als Gegenstände, die jeder kennt und deshalb
kaum noch wahrnimmt: Herbstlaub, Notizzettel und Tupfer. Jedes dieser
Objekte findet im Tod ein Gegenstück, das ihm in Alter, Größe
oder Beweglichkeit überlegen ist. Bevor der jeweilige Tanzpartner
aufgefordert wird, befindet er sich noch im grellen Tageslicht, dargestellt
durch die helle, schimmernde Fläche außen links. Dann beginnt
die Dämmerung und der Tod umkreist spielerisch sein Opfer. Das
jeweilige Schlussbild zeigt das Lebensende, dargestellt als finstere
Nacht außen rechts. Die letzte Szenen sind aber auch eine liebevolle
Umarmung voller Geborgenheit und Frieden. Keiner der drei Tanzpartner
hat sich gewehrt.
Die horizontale Einteilung in drei Zonen und die Verwendung von drei
Grundfarben unterstreicht die Klarheit der Tänze. Durch die auf
Farbmodulationen reduzierten Hintergründe lenkt nichts von den
einzelnen Bewegungsabläufen ab.
Bei den anderen beiden Bildern gilt ebenfalls: Der Tod muss kein Gerippe
sein. Und mehr noch: Hier wird nicht einmal mehr getanzt! Dafür
spielt sich alles auf zwei Ebenen und in zwei Zeiten ab: Einen Augenblick,
nämlich den des Todes (die Leinwand innen) und einen Rückblick,
nämlich auf frühere Tode (der Holzrahmen außen).

In der Aufforderung der Heulsuse (Öl auf Holz und Leinwand
im Format 40 x 30 cm) ist innen der Tod zu sehen, der sich in Gestalt
frisch getriebener Wurzeln an einem kahlen Efeuzweig einem großen
Tropfen nähert. Er symbolisiert die Heulsuse. Die längste
Wurzel berührt schon ganz leicht ihre Oberfläche. Statt
des üblichen Tanzes wird hier nur gesagt: "Komm, wir geh'n
nach Hause!" Der Boden des Holzrahmens zeigt, wie sich die Gemeinschaft
bereits toter Heulsusen im Jenseits präsentiert. Tränen
gab es schon in solchen Mengen, dass sie inzwischen eine geschlossene,
leicht bewegte Wasserfläche gebildet haben. Der kahle Zweig ist
sehr gut gediehen, was teilweise durch die reflektierende Wasseroberfläche
hindurch zu erkennen ist.

Bei der Aufforderung des Genießers (Öl auf Holz
und Leinwand im Format 40 x 30 cm) ist der Sterbende durch eine Sicherheitsnadel
auf der kleinen Leinwand innen dargestellt, auf die ein Käsewürfel
und eine Olive gespickt sind. Der Tod kommt überraschend während
dieser Mahlzeit – in Form eines Papieranhängers. Die Sicherheitsnadel
ist gerade geöffnet – wie der Mund des Essers. Auf dem
unteren Holzrahmen ist zu erkennen, wie die anderen toten Genießer
ihr Dasein im Jenseits fristen: Sie hängen geschlossen an dem
geknoteten Faden des Papierschildes und schweben in anmutiger Askese.
Interessenten wenden sich bitte an: Wiebke Terradas, Bachstraße
141, 22083 Hamburg. Tel.: 040 / 22 25 07, Fax: 040 / 22 73 84 33.
Letzte Aktualisierung:
09.12.2006
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