Ubique Holbein.
Drei Totentanzwerke aus drei Jahrhunderten.
In Ubique Holbein: Drei Totentanzwerke aus drei Jahrhunderten
werden Werke vorgestellt, die mit den mittelalterlichen Darstellungskonventionen
mehr oder weniger stark brechen.
Hans Holbeins Totentanz, entstanden um 1525 in Basel,
ist ein Werk von überragender kunsthistorischer Bedeutung. Die Holzschnitte
der Les Simulachres & historiées faces de la mort
betitelten Erstausgabe aus dem Jahr 1538 zeigen Sterbeszenen, die
radikal mit ihren mittelalterlichen Vorbildern brechen: Die Ständevertreter,
von Papst und Kaiser bis hin zu Bauer und Kind in hierarchischer Folge
geordnet, sind in unterschiedlichen Situationen in ihrer alltäglichen
Umgebung zu sehen. Nichts erinnert an die monotonen Schreitaufzüge
älterer Werke. Jedes Blatt bietet eine einzigartige Milieustudie,
spiegelt entweder epochentypische Mißstände, Unsitten der Zeitgenossen
oder historische Ereignisse. Obwohl oder weil das Buch mehrfach verboten
wurde, war es ein Erfolg und wurde immer wieder neu aufgelegt. Namhafte
Künstler, darunter auch Peter Paul Rubens, haben die Bilder kopiert.
Holbeins Holzschnitte dienen bis in die Gegenwart als Vorlagen für
Wandmalereien, Graphiken und kunstgewerbliche Objekte.

Eine der Forschung bislang unbekannt gebliebene, umfangreiche Folge
von Gouachen nach dem Basler Totentanz aus dem frühen 17. Jahrhundert
macht deutlich, daß die Vorstellung, die man heute mit dem in nur
wenigen Fragmenten erhaltenen Fresko verbindet, auf eine stark von
Hans Holbein beeinflußte Fassung zurückgeht. Hans Hug Kluber hat die
Bilder auf der Mauer des Dominikanerkirchhofs 1568 renoviert, genauer
modernisiert und dabei viele Details aus den Simulachres übernommen.
40 farbenprächtige Blätter von hoher handwerklicher Qualität dokumentieren
nun, was seit dem Abriß im Jahr 1805 als verloren galt: abwechslungsreiche
Szenen vor phantasievollen landschaftlichen Hintergründen und Stadtsilhouetten,
prächtig gekleidete Ständevertreter und übermütig springende Todesgestalten.
Zwei der neu entdeckten Blätter stellen Motive dar, die jahrhundertelang
nur literarisch nachweisbar waren. Das Kind und der Türke wurden zwischen
1614 und 1616 übermalt. Erst jetzt kann man den Basler Totentanz,
eines der bedeutendsten Kunstwerke der Stadt, in Gänze rekonstruieren.
Johann Rudolf Schellenbergs Federzeichnungen zur 1785 erschienenen
Buchausgabe von Freund Heins Erscheinungen in Holbeins Manier
knüpft, wie der Titel belegt, an diese Darstellungskonvention an.
Ubique Holbein - Drei Totentanzwerke aus drei Jahrhunderten. Zürich
(Flühmann) 1998.
Letzte Aktualisierung:
27.12.2006
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