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Über dem Grabe geboren.

Kindsnöte in Medizin und Kunst.

Begleitband zur Ausstellung im Medizinhistorischen Museum der Universität Zürich vom 26. April bis 31. Oktober 2002.


Mit dem Katalog zur Zürcher Ausstellung "Über dem Grabe geboren" legen Christoph Mörgeli und Uli Wunderlich einen reich illustrierten Bildband zur Kulturgeschichte der Geburt und des Todes vor. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war jede Entbindung ein erhebliches Risiko für Mutter und Kind, ein Akt, bei dem Leben und Sterben nahtlos ineinander übergehen konnten. Dass der Tod in der Wochenstube ein häufiger Gast war, belegen Bild- und Sachzeugnisse, wobei Kunstwerke, volkskundliche Objekte, medizinisches Gerät, Modelle und Präparate gleichermaßen berücksichtigt werden.

Über dem Grabe geboren beginnt mit dem Sündenfall. Der alttestamentarische Mythos erklärt, weshalb die Frauen ihre Kinder unter Schmerzen gebären und Männer im Schweiße ihres Angesichts die Familie ernähren müssen. Nicht nur der Tod, sondern auch die Schwangerschaft und die Entbindung galten als der Sünde Sold. Diese Sichtweise ist naheliegend, denn der Geburtsakt war bis in die neueste Zeit außerordentlich anfällig für Komplikationen: Die Wöchnerinnen überlebten die Strapazen oft nicht, konnten ihren Nachwuchs nicht ordentlich ernähren oder fühlten sich aus Angst vor Schande oder materieller Not sogar gezwungen, ihn zu töten. War das Neugeborene erwünscht, musste es so schnell wie möglich getauft werden, denn die Erfahrung lehrte, dass die Sterblichkeit in den ersten Monaten am größten war. Trotz geistlicher und medizinischer Sicherheitsmassnahmen gab es viele Kinder zu betrauern, wie Totentänze, Votive und Erinnerungsbilder bezeugen. Künstlern wie Piero della Francesca, Leonardo da Vinci, Niklaus Manuel und Hans Holbein, Gustav Klimt, Egon Schiele, Marc Chagall und Frida Kahlo gelang es, ihren Ängsten und Hoffnungen in Bildern Ausdruck zu verleihen. Ihre Werke sind Zeugnisse der Medizingeschichte sowie der Sepulkralkultur, die wir heute als schön und ergreifend empfinden.

Christoph Mörgeli & Uli Wunderlich: "Über dem Grabe geboren". Kindsnöte in Medizin und Kunst. Begleitband zur Ausstellung im Medizinhistorischen Museum der Universität Zürich vom 26. April bis 31. Oktober 2002. Bern: Benteli-Verlags AG, 2002.
260 Seiten, ca. 300 Farbabbildungen, Leinen-Hardcover mit Schutzumschlag, 21 x 29,7 cm
ISBN 3-7165-1277-X
€ 45,00 - SFr 68,00.

Letzte Aktualisierung: 27.12.2006

Anschrift

Europäische Totentanz-Vereinigung, Leipziger Straße 48, 06766 Bitterfeld-Wolfen
Henry Schuhmacher (Präsident) Mail: h.schuhmacher@totentanz-online.de