Totentanz des Monats September 2010
Auf dieser Seite wollen wir Ihnen in loser Folge Totentänze vorstellen, die uns warum auch immer gerade über den Weg gelaufen sind.
Kolorierte Zeichnungen von Béla Faragó
Bei Béla Faragó tanzt der Tod wenigstens seit 2006. Damals zeigte das Diözesanmuseum in Eichstätt 30 in kräftigen Farben lavierte Federzeichnungen ohne Datum und Titel. Angefeuert von knöchernen Musikanten, traten die Skelette paarweise auf. Sie waren fast ausnahmslos in Bewegung, mal springend, zuweilen mit weit aufgerissenen Mündern tonlos laut, ausgelassen, eher wohl vergnügt als aggressiv. Makabre Sterbeszenen, also Todgeweihte, die der Sensenmann vom Diesseits ins Jenseits befördert, kamen nicht vor. Die Arbeit nahmen ihm Menschen ab, genauer: gesichtslose Soldaten, dargestellt als Beobachter, beim Bodenkampf, vor Geschützen stehend oder aus Helikoptern stürmend. Sie machten Gefangene, warfen Bomben, hinterließen brennende Ölfelder und Leichenhaufen.
In den jüngsten, ab September 2010 in Krakau vorgestellten Werken des 1958 im ungarischen Kiskunfelegyhaza geborenen, mit Unterbrechungen seit 1980 in Nürnberg ansässigen Malers und Graphikers sieht man wiederum von einander getrennt Gerippe und Kriegsszenen. Die Knochenmänner toben wie eh und je. Ein Pärchen dreht seinem unsichtbaren Gegenüber eine "lange Nase". Bloß einer steht still, ein Prachtkerl, der nach dem Vorbild "Heiliger Leiber" eine goldglänzende römische Rüstung, einen Siegerkranz und als Friedenszeichen Palmwedel trägt. Musikinstrumente sind anno 2010 weit weniger wichtig als in der ersten Graphikfolge. Nur einmal erschallen Langtrompeten, deren ohrenbetäubender Lärm in der Bibel die Mauern der Stadt Jericho zum Einstürzen bringt und die Verstorbenen am Ende der Zeiten aus den Gräbern weckt.
Frühere Totentänze des Monats:
Letzte Aktualisierung:
30.09.2010
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