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Roland Berger

Roland Berger

 

Roland R. Berger, geboren 1942 in Weinböhla bei Dresden, war 30 Jahre lang tätig am Institut für Kunsterziehung der Humboldt-Universität. Heute lebt und arbeitet er in Hohen Neuendorf bei Berlin. Seit 1993 gibt er die "Edition Linksrum" heraus, in der 1998 auch die Mappe "Totentanz" mit neun farbigen Linoldrucken und einem Begleittext von Josef Walch erschien.

Josef Walch: Begleittext der Grafikmappe "Totentanz", 1998:

Die Ursprünge der Darstellung von Reigentänzen Lebender und Toter liegen im Dunkeln. Seit der Erfindung der Druckkunst im späten Mittelalter haben sich diese Totentänze zu einem der bedeutenden Motive und Themen der Druckgrafik entwickelt. Der Bogen spannt sich hier von Holbein d. J. bis zu Grieshaber, die in ihrer Zeit, dem 16. und 20. Jahrhundert, bedeutende Totentanz-Zyklen in Form von Holzschnitten schufen. Die Botschaft, die von diesen Bildern ausgeht, ist einfach: Hinter der Fassade der Welt lauert das Böse, das Dämonische, Elend, Leid und am Ende steht der Tod: Memento mori. Vor dem Tod sind alle Menschen gleich, Bettler, Bauer, Edelmann, Kaiser, Papst, Professor, Arzt und Präsident. Es gibt keine Unterschiede mehr des Standes und des Geschlechts. Vielleicht liegt gerade darin der Grund der großen Popularität von Totentanzdarstellungen. Neben dieser expliziten gesellschaftskritischen Funktion eröffnet das Thema des Totentanzes dem Künstler auch die Möglichkeit der Selbstreflexion, Fragen nach dem Sinn des Lebens und Sterbens zu stellen, Gedanken über die ihn umgebende Wirklichkeit, deren Gefährdung und Bedrohung, in Bildern zu formulieren.
Roland Berger nimmt in seinen Totentanzbildern diese Traditionen auf neue, überraschende Weise auf. Im Sinne des pars pro toto sind seine Totentanzbilder auf die Darstellung von Köpfen reduziert.
Roland Bergers künstlerisches Werk bewegt sich souverän zwischen Figuration und konstruktivem Flächenspiel. Beides führt er in diesem druckgrafischen Zyklus zusammen. Der zeichenhaft reduzierte Totenkopf als konstruktive Linienkonstruktion zieht sich durch alle Blätter und wird mit ebenso zeichenhaft reduzierten Köpfen, die für Arzt, Arbeiter, Jurist, Koch, General und andere repräsentative Gruppen unserer Gesellschaft stehen, konfrontiert. Alle diese Köpfe bestehen aus einer Linie. Die Farbe übernimmt symbolische Funktionen. Im Ausschöpfen der Möglichkeiten des Druckprozesses mit positiven und negativen Formen, transparenten und deckenden Farben, harten und weichen Kontrasten, dem Wechselspiel von Figur und Grund entsteht ein faszinierendes Spiel der Linien, das an barocke Schleifenbilder, aber auch an Vexierbilder denken lässt. Der Rhythmus und das Spiel der Linien lassen die Bilder tanzen, verführen zur Augenlust, führen aber immer wieder auf den eigentlichen Inhalt zurück: MEMENTO MORI.

Zum Totentanz im Katalog "Zeichen und Zahl", 1998

Zum Totentanz
Am Ende trifft den Tod jeder, egal, was er im Leben darstellte oder bewirkte. Jeder – Arbeiter oder Arzt, Koch oder Kanzler, General oder Geistlicher – wird zum letzten Tanz aufgefordert. Vor dem Tod sind alle Menschen gleich.
So ist die Darstellung eines solchen Reigens das Zelebrieren sozialer Genugtuung im letzten Moment, Gerechtigkeit beim irdischen Toresschluß mit einem Beigeschmack bitterer Heiterkeit.
Über die Totentanzbilder an den Kirchhofsmauern des 15. Jahrhunderts erwuchs bis in die Gegenwart ein populäres Motiv, das stetig zur Gestaltung und Variation herausfordert.
Roland Berger präsentiert vor dem Hintergrund des Todes nur die Köpfe der dem Tod Geweihten. Aus einem in sich geschlossenen Band, dessen Farbton ironisierend Berufs- und Standesklischees bedient, entsteht ein typisiertes und karikiertes Antlitz, verflochten mit dem des Todes, auch dies eine endlose Schleife. Das Liniengespinst gerät zum spielerisch-wehmüten Zeichen für Unabwendbarkeit.
Ruddy Brisk, 1998

Letzte Aktualisierung: 20.10.2010

Anschrift

Europäische Totentanz-Vereinigung, Leipziger Straße 48, 06766 Bitterfeld-Wolfen
Henry Schuhmacher (Präsident) Mail: h.schuhmacher@totentanz-online.de