Charles Hummel:
Totentanz 2000
Ein aus 100 Graphiken bestehender Zyklus
Charles Hummel, geboren 1929 in Stuttgart, 2008 gestorben in Hamburg, war viele Jahre lang
als Verlagsbuchhändler, dann als Kameramann, Regisseur und
Filmproduzent tätig. Nach langen Auslandsaufenthalten in Griechenland,
Südafrika, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien wurde
er nach seiner Rückkehr Fachjournalist für New Age und
Esoterik. Schließlich ließ er sich als freischaffender
Schriftsteller und bildender Künstler in Hamburg nieder, wo
er gegenwärtig lebt und arbeitet.
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Der Tod und das Mädchen
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Sein jüngstes Kunst-Projekt heißt "Totentanz 2000"
und stellt einen aus 100 Graphiken bestehenden, in sich abgeschlossenen
Zyklus dar, in dem er sich mit der jahrhundertealten europäischen
Totentanz-Thematik beschäftigt. Grundlage dafür sind ohne Computer
hergestellte Collagen im Format DIN A4, in denen er – überwiegend
historische – Skelettfiguren oder Totenköpfe auf zumeist amüsante
Weise in Bilder oder Szenen aus der heutigen Zeit integriert, aber auch
in abstrakte Formzusammenhänge bringt. Gelegentlich hat er in verfremdeter
Form sein eigenes Konterfei mit eingebaut, um anzudeuten, dass auch für
ihn selbst der Tod eine jederzeit zu erwartende Realität darstellt.
Allerdings sieht er ihm recht gelassen ins Auge (wie auf einem seiner
Bilder), denn während eines 4-jährigen Studiums des Hinduismus
und anderer Religionen in Indien wurde er zu einem Anhänger der Reinkarnationstheorie.

Skelette zeichnen
So kommt es, dass Charles Hummel den im Totentanz üblicherweise
auftauchenden Sensenmann nicht ernst nehmen kann. Er versetzt ihn respektlos
in das heutige Ambiente, eher satirisch-ironisch und mit schwarzem Humor,
als mit erhobenem Zeigefinger, obwohl natürlich der Grundgedanke
des Memento mori nichtsdestoweniger vorherrschend bleibt. Er folgt den
verschiedenen, immer gefährdeten Lebensaltern der Menschen von der
Wiege bis zur "Abholung" durch das Bestattungsbüro, wobei
er dem Zeitgeist Rechnung trägt: Ob er nun Popsänger, Manager,
Prostituierte, Greise, Autofahrer, Präsidenten, Fotomodelle, Bankangestellte,
Teenager oder Hausfrauen mit den Gerippen konfrontiert, alle verhalten
sich gleichgültig, ignorieren und verdrängen den Tod, als ob
es ihn, wie hinter einer Tarnkappe verborgen, überhaupt nicht gäbe,
was im Mittelalter mit seinen Krankheiten und Seuchen nicht so einfach
war. Niemand unterzieht sich heute mehr der Mühe, sich mit ihm auseinanderzusetzen
geschweige denn, wie auf vielen alten Holzschnitten, mit ihm zu streiten
oder zu "ringen".
Mit dieser Sicht- und Gestaltungsweise fügt Charles Hummel den vielen
bisherigen Totentanz-Interpretationen noch eine weitere, originelle Variante
hinzu.
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