PETER
MARGGRAF
BILDHAUER, ZEICHNER, DRUCKER,
BÜCHERMACHER
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1996 gründete der Bildhauer Peter Marggraf die San Marco Handpresse.
Er setzt Texte und Gedichte mit der Hand oder auf der Linotype in
Blei und druckt diese dann auf einem Handtiegel. Er bindet die einzelnen
Lagen mit der Hand zu Büchern und legt Originalgrafiken hinein.
Peter Marggraf lebt in Bordenau und einige Zeit des Jahres in Venedig.
Dort zeichnet und radiert er und druckt seine Blätter in einer
historischen Druckerei im Stadtteil Cannaregio.
"Den Atem tauschen" nennt Peter Marggraf seine Zeichnungsserie
mit Graphit und Acryl. Blätter, 70 x 100cm groß, die jeweils
einen filigran gezeichneten Tod in wie tänzerisch wirkender Weise
mit einer Menschenfigur, die durch den robusteren Strich vielleicht
Lebenswillen behauptet, in Eins zu bringen suchen. Blätter, die
das seit Jahrhunderten in der Kunstgeschichte angeschlagene Thema
vom Tanz mit dem Tod auf ruhige, nahe, keineswegs dramatische Weise
variieren. In Gatow war Marggraf vor zwei Jahren vom Westwendischen
Kunstverein eingeladen, an einer großen Ausstellung "Totentänze
vom Mittelalter bis heute" teilzunehmen. Und schon vor sechs
Jahren hatte der Bildhauer im Auftrag des Kunstvereins Neustadt an
der dortigen Liebfrauenkirche einen zehnteiligen, auf Zinkplatten
gezeichneten Totentanz angebracht.
"Den Atem tauschen", die von Ingeborg Bachmann gebrauchte
Metapher für die Nähe, den Kuß, das Verhältnis
mit dem Tod ist schon seit länger als zwanzig Jahren eine für
Peter Marggrafs Skulpturen bezeichnende Haltung im Umgang dieses Künstlers
und der Betrachter mit seinen Werken gewesen. Denn die aus einzelnen,
zusammengefügten Teilen entstandenen Tonskulpturen ließen
bei genauerer Betrachtung in den Details immer die Deutung als Totes
oder als besonderen Beweis des Abdrucks, der Abnahme von Leben, zu.
Die künstlerische Beschäftigung von Peter Marggraf mit dem
Tod hat keiner besser in Worte gefasst als ein anderer Dichter, der
mit dem Künstler befreundete Hans Georg Bulla aus der Wedemark.
Bulla beschreibt des Künstlers Haltung wie einen Wiederbelebungsversuch:
"Da aber sitzt einer vor einem Scherbenhaufen und versucht, trotzig
und unbeirrbar wie ein Archäologe, noch einmal eine Figur zusammenzusetzen,
dieses Abbild, diesen Menschen wieder heil und ganz zu machen."
Und resultiert etwas später im Text: "aber er wird nicht
fertig, er kann nicht fertig werden, ein Heilemachen ist hier und
jetzt nicht möglich."
Dieses "Hier und Jetzt", das den Menschen immer wieder,
mag er es mehr oder weniger bewusst erfahren, an den Zeitpunkt bringt,
"den Atem tauschen" zu wollen, zu müssen - das ist
Marggrafs Thema immer gewesen. Für Marggraf gibt es keinen heilen
Menschen, auch keinen "ausgesparten" Menschen, der in manchen
Spielarten von Kunst im letzten Jahrhundert einfach nicht mehr vorkam,
es gibt nur den geschundenen Menschen, den leidenden, den, der mit
dem Tod lebt.
(Ludwig Zerull in "Berichte aus der Werkstatt, November 2007)
"Eigentlich ist Marggraf Bildhauer, bekannt geworden durch seine
eigenwilligen Terrakotta-Skulpturen, nahezu lebensgroße meditative
Figuren. Und das existentielle Interesse an der Situation des Menschen
bestimmt auch die Auswahl der Texte, mit denen er sich als Drucker
auseinandersetzt. (...) So hat er Trakl gedruckt, Kafka, Beckett,
Büchner. So ist eine Serie wundervoller Frottagen von großen
Holzlettern mit Ingeborg Bachmanns Gedichtszyklus "Lieder auf
der Flucht" entstanden, großformatige Blätter, die
wie in Steingemeißelt wirken. Ein einmaliges Mappenwerk."
(Peter Piontek in Forum, Ausgabe 4/98)
Seine Wachsplastiken suggerieren trotz ihrer kleinen Höhenmaße
eine ihnen innewohnende Größe und Würde, die in einem
intensiven, geradezu meditativen Schaffensprozeß wurzelt.
Weil das Wachs von Marggraf buchstäblich "in der Hand"
geformt wurde und Gestalt annahm, haftet den Plastiken eine Intimität
an, die Körpergefühl und spirituelles Empfinden gleichermaßen
ausstrahlt. Die darin eingeschlossene Stille als Moment der Kontemplation
ist allen Arbeiten Peter Marggrafs innewohnend.
(Kurt Märzhäuser im Vorwort des Kataloges "Stille Dialoge"
zur Ausstellung im Schloß Landestrost in Neustadt am Rbge.)
Peter Marggraf
Im Winkel 5
D-31535 Neustadt am Rbge.
p.marggraf@t-online.de
Mehr Informationen finden Sie auf den Seiten im Netz:
www.san-marco-handpresse.de
Letzte Aktualisierung:
10.05.2008
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