Figurenbau: Schnittstellen zwischen Tod und Leben, Diesseits
und Jenseits, Hässlichkeit und Schönheit, Tragik und Komik und
die Vergänglichkeit sind Bereiche, die meine Arbeit sowohl während
der Recherche als auch während der Ausführung stark beeeinflusst
haben. Insbesondere während der Formensuche liess ich mich oft durch
tote Vögel, Menschen- und Vogelskelette inspirieren. Ich gestaltete
Vogel-Mensch-Metamorphosen und hob groteske, dämonische Züge
hervor. Somit entstanden Zwitterwesen, Figuren, welche weder im Tierbereich
noch im Menschenbereich anzusiedeln sind.
Materialproben: Für die Marionettenanfertigung
wählte ich aufwendige, alt bewährte Rezepte. Ich arbeitete mit
organischen Materialien und Bindemitteln, die nach kurzer Zeit schon Vergänglichkeitsspuren
aufwiesen.
Nachdem ich die Figuren modelliert hatte, habe ich sie in nasse Wischgaze
eingepackt. Die getrockneten und gehärteten Formen habe ich später
aufgeschnitten und deren Inhalt geleert. Zum Schluss habe ich diese wieder
zusammengenäht und zusammengefügt. Diese Anfertigungsphase ist
im gewöhnlichen Figurenbau nur ein Grundgerüst bzw. Skelett
für die eigentliche Marionette, auf welchem aufgebaut und weitergestaltet
wird. Der zerbrechliche, durchscheinende Rohzustand der Puppen erinnert
an mumienartige Hüllen.
Bau der Installation: Auf der Suche nach
alten, stark defekten Musikinstrumenten bin ich auf drei Klaviere gestossen.
Diese haben weitgehend die Erscheinungsform und zu einem späteren
Zeitpunkt auch die Musik und insbesondere auch die Wirkung der Installation
bestimmt. Die letzte, technische Etappe bestand darin, den relativ geringen
Hub der Klaviertasten in sichtbare Marionettenbewegungen umzuwandeln.
Weiter suchte ich nach einer geeigneten, steuerbaren Beleuchtung der einzelnen
Figuren. Das Gerüst habe ich als sichtbare Bestandteile der Installation
bzw. als sichtbare Bewegungsübertragung der Marionetten gelassen.
Musik, Puppenspiel: Für die Inszenierung
habe ich fünf Personen ausgewählt, welche über keine Klavierkenntnisse
verfügen und bereit waren, mit mir in sehr kurzer Zeit durch Improvisieren
und Experimentieren eine Aufführung zu erarbeiten. Während dem
Improvisieren versuchten wir Momente festzuhalten, welche sowohl vom musikalischen
Aspekt her als auch von der Bewegung der Figuren her interessant sind.
Mir war wichtig, einen Musikstil zu finden, der einerseits dem thematischen
Inhalt und andererseits den charakteristischen Zügen der Installation
(Starrheit, Stocken oder Verzögerung der Figurenbewegungen, verstimmte
Klaviertöne, defekte Klavierdämpfer, Nebengeräusche der
Mechanik) gerecht wird und diese auch bewusst einsetzt. Die Manipulation
der Töne und die übertragende Mechanik, die direkt an die Instrumente
angebracht ist, erschwert das Klavierspiel erheblich. Das schwere und
nicht immer kontrollierbare Klavierspielen drückt sich somit direkt
in der Schwerfälligkei der Musik bzw. der Bewegungen aus. Die Installation
wirkt düster und makaber, die Bewegungen der Puppen unbeholfen und
automatisch. Entsprechend dem Ausdruck der Puppen haben wir der Musik
eine Spur Humor und Ironie hinzugefügt. Der Tanz ist von immer wiederkehrenden,
schweren Walzerelementen geprägt. Die repetitive Struktur der Musik
verleiht dem Spiel Automaten- und Spieldosenallüren.
Totentanz: Zu Beginn meiner Diplomarbeit
entschied ich mich, mit Figurentheater, Klang und Bewegung zu arbeiten.
Ein weiterer Aspekt, der die Form meiner Arbeit mitbestimmt hat und mein
Schaffen überhaupt prägt, ist die Suche nach Dingen, die dem
eigentlichen Leben näher liegen als die perfekte, sich allzu ernst
nehmende virtuelle Welt, die sich uns zur Zeit aufdrängt. Ich liess
mich von persönlichen ästhetischen Interessen und Vorlieben
leiten. Mit der Zeit haben sich sowohl die Konzeptionsidee als auch die
Formsprache in eine Richtung entwickelt, welche mich immer mehr an einen
Totentanz erinnert und mich auch dazu bewegt haben, meine Arbeit so zu
benennen.
Technische Angaben zur Installation:
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Bestandteile:
Platzbedarf der ganzen Installation:
Höhe:
Länge der Klaviere inkl. Puppengestelle:
Tiefe der Klaviere:
Transportmittel:
Dauer der Präsentation: |
3 Klaviere, 20 Marionetten
ca. 5 m x 6 m, Zusammenstellung kann aber variiert werden
ca. 1,9 m
1 x 2,6 m; 2 x 3 m
1,1 m bis 1,23 m
Lastwagen mit Hebebühne
ca. 20 min, kann aber geändert oder ausgebaut werden |
Die Installation benötigt keine Bühne, sondern
soll dem Publikum zugänglich sein. |
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