"Ihr müßt alle nach
meiner Pfeife tanzen"
Totentänze vom 15. bis 20. Jahrhundert
aus den Beständen der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und der
Bibliothek Otto Schäfer
Ausstellung der Stadtbibliothek
Lübeck vom 2. Mai 2003 bis zum 4. Juni 2003
Die Erfahrung des massenhaften, unversorgten Todes im
Spätmittelalter schuf auch neue Formen seiner Bewältigung, darunter
den Totentanz. In der Ausstellung werden die monumentalen Totentänze
an den Beispielen Basel und Lübeck vorgestellt, die auch für die gedruckten
Totentänze Vorbildcharakter besaßen. Mit Hans Holbein erreicht der
Totentanz in der Renaissance einen Höhepunkt. Nicht mehr der Reigen
aller Standespersonen, sondern die Konfrontation des einzelnen Menschen
mit dem Tod wird zum Motiv. Der Barock folgt zum einen der in der
Renaissance eingeschlagenen Entwicklung, bildet aber auch die mittelalterlichen
Totentänze, die Friedhofsmauern, Kirchen und Kreuzgänge schmückten,
als Reproduktionen nach. Im 19. Jahrhundert gerät der Totentanz mit
der Revolution von 1848 in politisches Fahrwasser. Die modernen Totentänze
um 1900 lösen den Standesbezug immer weiter auf. Die individuelle
Begegnung mit dem Tod wird stärker psychologisiert, "moderne"
Berufe werden eingeführt, Industrie und motorisierter Verkehr als
neue Todesursachen gezeigt. Die beiden Weltkriege lösen zudem eine
intensive Beschäftigung mit dem Tod aus. Zeitgenössische Totentänze
setzen den Endpunkt der Ausstellung.
Als Zugabe sind zwei Skelettplastiken des 17. Jahrhunderts
aus dem Medizinhistorischen Museum der Universität Zürich
und der Totentanzteppich von Erich Klahn zu sehen, den der Künstler
1924/25 für die Kriegergedächtniskapelle in der Lübecker
Marienkirche entwarf. Sein Gesamtkonzept wurde jedoch nicht realisiert,
vermutlich aus politischen Gründen.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag zwischen 15
und 18 Uhr.
Führungen: 08. Mai 2003, 13. Mai 2003, 21. Mai 2003, 27. Mai
2003 und 04. Juni 2003 jeweils um 17.30 Uhr.
Der reich illustrierte Katalog ist 276 Seiten dick und
kostet in der Ausstellung 15 Euro. Die gebundene Ausgabe erscheint
bei Harassowitz in Wiesbaden und ist zum Preis von 39 Euro im Buchhandel
erhältlich (ISBN 3-447-04351-2).
Letzte Aktualisierung:
09.09.2007
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