Totentanz des Monats November 2010
Der Wolgaster Totentanz
Wie aus Medienberichten hervorgeht, ist die Restaurierung des Totentanzes in der Pfarrkirche St. Petri in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) weitgehend abgeschlossen. Die aus 24 Gemälden nach Hans Holbein bestehende Bilderfolge zierte zuerst das Innere der zwölfeckigen Gertrudenkapelle auf dem Friedhof. Das heißt, Vertreter aller Stände umrundeten den Sarg, bevor er in der Erde versank. 1868 gelangten die Tafeln nach Sankt Jürgen und um 1900 in die Peterskirche inmitten der Stadt. Seit dem Brand von 1920 gilt eine Szene – Christus als Sieger über den Tod – als verschollen.
Der Wolgaster Totentanz beeindruckt bis heute durch drastische Texte und Bilder in leuchtenden Farben. Glaubt man der örtlichen Überlieferung, malte der Reeder Caspar Siegmund Köppe die Bilder, nachdem er Frau und Kinder durch eine Infektionskrankheit verloren hatte. Die Verse stammen – so heißt es – von Adrian Dietrich Bentschneider. Wie aber klärt es sich, dass 1690 ausgerechnet einem Maler gleichen Namens das Bürgerrecht der Stadt verliehen wurde? Für Archivare bleibt also noch viel zu tun.
Unsere Abbildung zeigt Tafel 11, die drei Szenen vereint: der Arztbesuch vorne rechts und die Gerippe am Bett einer Schlafmütze bzw. eines Kranken gehen auf Hans Holbein zurück. Das Apothekerskelett vorne links variiert dagegen den Assistenten des Malers im Basler Totentanz. Man könnte meinen, Thomas Rowlandson habe dieses Gemälde 1814 als Vorlage für seinen "English Dance of Death" benutzt.
Literatur: Totentanz aktuell N. F. 12 (2010), Heft 139
Frühere Totentänze des Monats:
Letzte Aktualisierung:
05.11.2010
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