Totentanz des Monats Dezember 2010
Karl Arnolds Weltkriegspropaganda
Im Ersten Weltkrieg diente Karl Arnold (*1883 Neustadt bei Coburg - 1953 München) als Pressezeichner des Deutschen Heers an der Westfront. Er war zuständig für die "Kriegsflugblätter", also die illustrierte Beilage der "Liller Kriegszeitung". Bis 1917 erschienen darin rund 300 Graphiken von seiner Hand, darunter die beiden oben abgebildeten Beispiele. Das Titelblatt des Hefts Nummer 20 vom 28. September 1916 heißt "Aufforderung zum Tanz". Links außen bläst der knochendürre Schotte in den Dudelsack; ihm lauscht rechts daneben die hübsche Französin Marianne. Im Heft Nummer 115 vom 10. Juli 1917 ist der jungen Dame die phrygische Mütze, das Symbol freiheitlich-demokratischer Gesinnung, über die Augen gesunken. Die dergestalt Erblindete tanzt nunmehr mit dem wohlgenährten Engländer John Bull über Bombentrichter. Vor Gefahren warnend sind diese Bilder keineswegs: Der Künstler bedient sich des Totentanzmotivs und nationalistischer Klischees, um den Soldaten klar zu machen, wer der Kriegstreiber und wer das naive Opfer ist. Das weiblich-schwache Frankreich hat sich durch Großbritannien zum Krieg verführen lassen und ist somit zum orientierungslosen Handlanger des Todes geworden.
Literatur: Totentanz aktuell N. F. 12 (2010), Heft 140.
Frühere Totentänze des Monats:
Letzte Aktualisierung:
28.11.2010
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