Totentanz des Monats April 2011
Der Haigerlocher Totentanz von Nikolaus Mohr
Nikolaus Mohr (*1954) hat die "Geschichte von den schwarzen Buben" aus dem "Struwwelpeter" zu seinem Logo gemacht: Drei Buben verspotten einen Mohren, was Mitte des 19. Jahrhunderts nicht allen gefiel, zumal Ermahnungen wirkungslos blieben. Schließlich hat der "große Nikolas" – das Alterego des Autors Heinrich Hoffmann – die Nase voll. Er packt die drei kleinen Racker und taucht sie in sein großes Tintenfass. Sie werden so schwarz wie der Außenseiter.
2005 sind bei unserem Mitglied Nikolaus Mohr alle in die Tinte gefallen. Sein "Haigerlocher Totentanz" besteht aus 30 schattenrissartigen Figuren. Den Auftakt macht der Namensvetter des Künstlers, ziemlich genau so wie man ihn aus dem Bilderbuch kennt. Dann marschiert der hohenzollerische Hofstaat auf: Frauen in Reifröcken und Männer im Frack, inspiriert von Werner Hirtes Bilderbogen-Sammlung "Vetter Franz auf dem Esel". Bloß die Knochen der Dargestellten zeichnen sich in weißen und silbernen Linien von den Silhouetten ab. Skelettierte Hunde begleiten Soldaten und Militärmusikanten. In einer Sänfte wird eine Dame vorbei getragen, und Lakaien verneigen sich, als ein Paar einander mit Champagner zuprostet. Den Abschluss bildet der "kohlpechrabenschwarze Mohr" aus dem "Struwwelpeter".
Das hier in zwei Teilen abgebildete Leporello-Unikat ist im Original 40 Zentimeter hoch und 5,75 Meter lang. Es entstand 2006; ins Makabre verwandelt hat Nikolaus Mohr die Szenenfolge in Tusche erst 2010 mit dem Lackstift.
Siehe auch: Totentanz aktuell 13 (2011), Heft 144.
Frühere Totentänze des Monats:
Letzte Aktualisierung:
27.03.2011
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