Totentanz des Monats Januar 2013:
Der Friedhofstanz von Cölbigk
In der Antike standen Mahlzeiten an oder auf den Gräbern mit Musik, Tanz und Gesang im Zentrum der Trauerkultur. Einen Monat nach dem Eintritt des Todes sowie am ersten Jahrestag besuchte man den Bestattungsplatz, der damals noch außerhalb der Stadtmauern lag. Die Verstorbenen wurden als anwesende Personen gedacht und von den Hinterbliebenen rituell in ihre Gemeinschaft einbezogen.
Den Kirchevätern, die sich grundsätzlich von heidnischen Sitten distanzieren mussten, war dieses Verhalten ein Dorn im Auge. Folglich reagierten christliche Theologen im Mittelalter auf solche, freilich nirgends näher beschriebenen Riten, fast ausnahmslos negativ. Ein Kupferstich von Matthäus Merian soll die Ablehnung verdeutlichen.
Sowohl Hartmann Schedel als auch Johann Ludwig Gottfried berichteten in ihren Chroniken von einem Pfarrer aus Cölbigk, der anno 1012 vergeblich versuchte, auf dem Friedhof tanzenden Männern und Frauen Einhalt zu gebieten. In seiner Verzweiflung rief er den Kirchenpatron an. Und Sankt Magnus verdammte die Übeltäter dazu, ein Jahr lang ununterbrochen weiterzumachen. Nach Ablauf der Frist löste der Bischof den Bann, aber keiner der am Reigen Beteiligten kehrte unbeschadet in den Alltag zurück. Es heißt, die Frevler starben plötzlich oder siechten langsam dahin.
Frühere Totentänze des Monats:
Letzte Aktualisierung:
30.10.2012
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