Weil sich die 20. Jahrestagung der ETV vom 23. bis zum 25. Mai 2014 den Totentänzen des Ersten Weltkriegs widmet,
stellen wir solche Werke in den kommenden Monaten vor. Das erste Beispiel stammt von Karl Reisenbichler (1885-1962), der 1916 als Maler
am Russlandfeldzug teilnahm. Seine Mappe "Der Krieg" trägt keine Jahreszahl und wird daher unterschiedlich datiert. Die Titel der neun
Einzelblätter lauten "Erwachen des Todes", "Er reckt sich und streckt sich", "Heerschau über die Massen", "Er geht an die Arbeit",
"Auszug eines Regiments", "Der weiße Tod", "Der Flieger", "Tod in den Bergen" und "Tanz über der Schlacht". Beim Trommler an erster
Stelle handelt es sich um einen unveröffentlichten Titelblattentwurf.
Bei Karl Reisenbichler ist nur einer groß: der Tod. In seiner Nähe erscheinen alle Lebenden winzig, also ohnmächtig. Demnach warnt der
Künstler nicht vor den Folgen militärischer Auseinandersetzungen. Er stellte den Krieg als Naturgewalt dar und schuf formschöne Bilder,
die keine Gefühle verletzen. Aus diesem Grund machte Reisenbichler Karriere: 1930 stieg er auf zum Präsident des Wirtschaftsverbandes
österreichischer Künstler. Als Mitglied der NSDAP amtierte er seit 1938 als Fachschaftswalter im Gaukulturamt Salzburg.
Seine volkstümlichen Wandmalereien zieren bis heute die Häuser der Stadt.
Lesen Sie weiter im Ausstellungskatalog "Kassandra – Visionen des Unheils" des Deutschen Historischen Museums. Die Abbildungen zitieren die Datenbank des Hauses.