Ludwig Heßhaimer war ein Militär vom Scheitel bis zur Sohle: 1872 in Siebenbürgen geboren,
erst Zögling der Kadettenanstalt Budapest, dann Soldat in vielen österreichischen Garnisonen, schließlich
Fronteinsätze im Osten. Fast vierzigjährig gastierte der zeichnerisch hochbegabte Offizier an der Wiener
Kunstakademie, entschied sich jedoch für ein eigenes Atelier. Wenig später stellte er aus und veröffentlichte
Bilder mit kurzen Erläuterungen.
1921 soll der Graphiker in Salzburg eine Medaille für "Der Weltkrieg – ein Totentanz" erhalten haben.
Dabei ist seine 16 Radierungen und 4 illustrierte Textblätter umfassende Mappe im Format 60 mal 48 Zentimeter
weder dekorativ noch im Detail gefällig. Handwerkliches Geschick, Phantasie und Weltanschauung überzeugten das
Publikum: Es scheint, das Werk wendet sich an Soldaten, die von Berufs wegen an den Sieg glauben. Nach der
Niederlage überboten sich Überzeugungstäter mit Schauergeschichten; einige sannen gar auf Rache.
Womöglich stellt Heßhaimer auch aus diesem Grund den Einsatz von Flammenwerfern dar. Das Bild zeigt die Waffe in
mehreren Varianten. Rechts außen trägt der Tod einen Kanister mit Brennstoff und Zündgas auf dem Rücken.
Das Feuerrohr ruht auf seiner Schulter und ragt hinter dem Kopf seines teuflischen Begleiters hervor. Der
Strahl reicht links über den Rand des Blattes hinaus. Dazu heißt es unter dem Bildrand: "Die Geister der
Maschinen hat der Tod befreit / Mit grauser Wonne jeder Stahl und Feuer speit."
Flammenwerfer kamen seit September 1915 zwischen Deutschen und Franzosen zum Einsatz, längst nicht an
allen Fronten. Abgesehen davon, dass das Zusammenwirken von Tod, Teufel und winzigen Menschlein fantastisch
ist, hat auch die Reichweite der neuen Wunderwaffen wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Mehr als zwanzig
Meter waren die Ausnahme. Im Idealfall konnte die Schussweite um ein Drittel steigen. Die vorgestellte
Radierung entpuppt sich als Zukunftsvision, denn Heßhaimer ersann für den "Totentanz" ein Flammen werfendes
Flugzeug sowie einen Panzer, der doppelseitig Feuer speit und nicht etwa konventionelle Munition verfeuert.
Militärtechnisch übertrifft sein Bild die Möglichkeiten seiner Zeit bei weitem.
Wir bedanken uns bei Imke Friedrichsen, Ketterer Kunst Hamburg, für das
Bild in hoher Auflösung.