Kaum jemand hat sich so intensiv mit dem Ersten Weltkrieg auseinandergesetzt wie Erich Drechsler (1903-1979). Obwohl der Sohn eines Fabrikarbeiters
und USPD-Abgeordneten die militärischen Auseinandersetzungen in erster Linie vom Hörensagen kannte, schuf er zwischen 1919 und 1924 sechs Bilderfolgen und mehrere
Einzelblätter zum Thema: Bajonette, Bomben, Gasmasken, Granaten, Panzer, Stacheldraht, Tote - In jedem Fall beherrschen aktive Skelette das Geschehen.
Die Entstehungsgeschichte jener Werke lässt sich wie folgt zusammenfassen: Nach Abschluss der Malerlehre in Greiz, bewarb sich der 16-jährige Thüringer mit einem Totentanz
an der Akademie für Bildende Künste in Dresden. Der berühmt-berüchtigte Richard Müller (1874-1954) nahm ihn in seine Zeichenklasse auf. Während des Studiums variierte Erich
Drechsler die Darstellungen immer wieder. Wenigstens einmal taucht eine zerstörte Stadt im Bildhintergrund auf. Man erkennt die Elbbrücke, die Ruine der Semperoper, der
Hofkirche und anders mehr. Ohne Zweifel handelt es sich dabei um eine Antwort auf die Radierung Der Tod als Brandstifter seines Lehrers. Aber der Schüler emanzipierte sich,
wechselte das Fach und wurde Arzt.
Kirsten Fitzke hat sich in ihrer Doktorarbeit ausführlich mit dem makabren Werk Drechslers auseinandergesetzt. In Kurzform können Sie ihre Erkenntnisse in Band 7 unseres
Jahrbuchs L'Art macabre nachlesen. Die Originale befinden sich in der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung im Sommerpalais in D-07973 Greiz. www.sommerpalais-greiz.de.