Totentanz des Monats Mai 2014:
Albin Egger-Lienz' "Totentanz von Anno Neun"
Als das 60. Regierungsjubiläum des österreichischen Kaisers und die Hundertjahrfeier der Tiroler Befreiungskriege bevorstanden, bestellte die "Moderne Galerie" in Wien, also das heutige Belvedere, ein Gemälde bei Albin Egger-Lienz (1868-1926). Zwei Jahre später lieferte er ein düsteres Bild mit Knochenmann für Franz Joseph I. Während der 78-Jährige die Provokation ignorierte, veröffentlichten der Maler und seine Gesinnungsgenossen, wie der "Totentanz von Anno Neun" zu verstehen sei: Blut und Boden prägen nicht nur die Menschen, sondern auch die Kunst. Die todgeweihten Bauern "sind Vertreter jenes entschlossenen Volkes, dass sich opferte für Gott, Kaiser und Vaterland".
Heute gilt die in vielen Fassungen verbreitete Darstellung sehr zu unrecht als Mahnmal gegen den Krieg. Das Figurenensemble fordert ganz im Gegenteil zu entschlossenem Handeln auf, auch wenn es das Leben kosten sollte.
Was archaisch wirkt, erweist sich bei Albin Egger-Lienz geradezu als prophetisch: Luis Trenker und andere beschreiben, dass der Morgenstern im Dolomitenkrieg wieder zum Einsatz kam. Bei militärischen Auseinandersetzungen in schwindelerregender Höhe nutzten Angehörige der k. u. k. Armee, was sie zu fassen bekamen. Sie sollen sogar Steine von den Bergen geworfen haben, um Italiener zu töten.
Frühere Totentänze des Monats:
Letzte Aktualisierung:
02.03.2013
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