Hugo Ball gehört zu den wichtigsten Vertretern des Dadaismus. Der 1886 in Pirmasens geborene Sohn gutbürgerlicher Eltern studierte unter anderem in Basel Philosophie, brach mit der Familie und zog 1910 nach Berlin, um sich bei Max Reinhardt zum Regisseur ausbilden zu lassen. Als der Erste Weltkrieg begann, meldete sich Ball mehrmals freiwillig, wurde zu seiner Enttäuschung jedoch immer abgelehnt. Antimilitaristische Anschauungen stellten sich bei ihm nicht zuletzt deshalb ein, weil die politische Situation seine Pläne zunichte machte. Da er sich von der Emigranten-Szene künstlerische Impulse erhoffte, ließ er sich zusammen mit seiner späteren Frau Emmy Hennings in Zürich nieder.
Der "Totentanz" von Hugo Ball dürfte im Sommer 1915 als Parodie auf deutsche Soldatenlieder entstanden sein. Das Gedicht, das sich gegen den Krieg, den Kaiser und die preußische Politik wendet, erschien 1916 auf dem Titelblatt der Januarausgabe der Zürcher Zeitschrift "Der Revoluzzer". Zum Schlager entwickelten sich die Verse, als der Verfasser gemeinsam mit Hans Arp, Marcel Janco und Tristan Tzara am 5. Februar das Cabaret Voltaire in der Spiegelgasse begründete. Emmy Hennings sang den fünfstrophigen Text zur Melodie "Der alte Dessauer Marsch".
Zur Verbreitung des Liedtexts trugen außerdem Postkarten bei, die Ball drucken und durch die Entente Ende 1917 über deutschen Schützengräben abwerfen ließ.
So sterben wir, so sterben wir.
Wir sterben alle Tage,
Weil es so gemütlich sich sterben läßt.
Morgens noch in Schlaf und Traum
Mittags schon dahin.
Abends schon zuunterst im Grabe drin.
Die Schlacht ist unser Freudenhaus.
Von Blut ist unsere Sonne.
Tod ist unser Zeichen und Losungswort.
Weib und Kind verlassen wir -
Was gehen sie uns an?
Wenn man sich auf uns nur
Verlassen kann.
So morden wir, so morden wir.
Wir morden alle Tage
Unsre Kameraden im Totentanz.
Bruder, reck dich auf vor mir,
Bruder, deine Brust
Bruder, der du fallen und sterben mußt.
Wir murren nicht, wir knurren nicht,
Wir schweigen alle Tage,
Bis sich vom Gelenke das Hüftbein dreht.
Hart ist unsere Lagerstatt
Trocken unser Brot.
Blutig und besudelt der liebe Gott.
Wir danken dir, wir danken dir,
Herr Kaiser, für die Gnade,
Daß du uns zum Sterben erkoren hast.
Schlafe nur, schlaf sanft und still,
Bis dich auferweckt,
Unser armer Leib, den der Rasen deckt.