Die Anatomie ist weiblich. Folglich stellt der Bildhauer Carl Gutknecht (1878-1970) auf der Fassade des Instituts fünf lernbegeisterte junge Damen dar. Im Mittelpunkt der Reliefs zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss scheint der Tanz mit dem Tod zu stehen. Sicher ist nur, dass dem hauseigenen Museum ein Skelett gehört, das Andreas Vesal 1543 in Basel präparierte. Es gilt als das erste seiner Art in ganz Europa. Unabhängig von der örtlichen Tradition tanzen der Tod und das Mädchen hier nicht wirklich. Sie vermisst den Kopf des Gerippes mit einem Tasterzirkel.
Die Zementreliefs von Carl Gutknecht entstanden für den 1921 errichteten Neubau der Anatomischen Anstalt. Ob der Basler Bildhauer sein Werk tatsächlich "Werden und Vergehen" nannte, wie man im Museum lesen kann, ist unklar. 1954 stellte er in der Kunsthalle unter diesem Titel eine weit kleinere Plastik aus, die das Datum 1936 trägt.
Jeder entscheide selbst, ob man in der Pestalozzistrasse vor Hausnummer 20 stehend den fröhlichsten Totentanz der Stadt oder fünf Männerwitze sehen kann. Die Röcke der Frauen sind so kurz, wie sie damals nur Kleinkinder trugen. Ohne Spott überstanden die Medizinstudentinnen in jenen Jahren die Anatomie wohl kaum.