Wir nie, lautet die Antwort. Vielerorts kann man nachlesen, der Text des ältesten Lauf- und Fangspiels gehe zurück auf die mittelalterlichen Pestepidemien. Beweis dafür sei der Basler Totentanz. Kann das stimmen? Sicher nicht! Wo Menschen in großer Zahl an Seuchen sterben, haben die Überlebenden wichtigeres zu tun, als Verse zu dichten und Bilder zu malen.
Fest steht, der "schwarze Mann" oder der "schwarzen Brüder Tanz" kommt in den ältesten oberdeutschen Handschriften und frühen Drucken zum Thema vor. Wieso? Weil Dunkelheit überall auf der Welt gefährlich ist. Was man nicht sieht, also nicht (er-)kennt, macht Angst. Das gilt nicht bloß für fremde Menschen, sondern auch für Worte.
Zuerst war die "danse macabre". Makaber kommt über das Arabische aus dem Hebräischen und heißt nichts anderes als "bei den Gräbern", eigentlich passt "im Todesfall" noch besser. Schon vor 2000 Jahren hieß "schwarz" im Lateinischen "niger". Im Deutschen bezeichnet Neger seit dem Hochmittelalter ganz sachlich einen Schwarzen. Anders verhält es sich mit den Mohren, weil "morus" bereits in der Antike nicht nur für die (Haut-)Farbe, sondern auch für Albernheit und schlechte Sitten stand. Also, keine Angst vor dem Wörterbuch. Der schwarze Mann im Basler Totentanz ist eine Schreckgestalt, mit der man Kindern droht, oder aber ein Narr, ungebildet und faul zugleich. So dachte man damals. Heute haben wir es leichter, denn der nächste Lichtschalter ist nah.