Im Rathaus der nordholländischen Stadt Haarlem hängt eine aus 19 Gemälden bestehende Bilderfolge, die zwischen 1486 und 1491 entstand. Zu sehen sind der Tod und 34 lebensgroße Gestalten. Dem Herold folgen Adlige aus sechs Jahrhunderten; einige kennt man anderer Totentänze wegen. Philipp der Gute soll die Danse macabre in Gent bezahlt haben. Außerdem stand er in enger Beziehung zu Guillaume Filastre, der den Totentanz von Saint-Omer in Auftrag gab. Gleich daneben präsentiert Karl der Kühne sein Schwert. Dessen Alleinerbin Maria von Burgund und ihr Gatte Maximilian I. von Habsburg beschließen die Reihe. Heiratspolitik vereinte das mächtigste Paar der Zeit, allerdings nicht für lange. Die Herzogin starb 1482 im Alter von 25 Jahren. Später wurde der vermögende Witwer zum Kaiser gewählt. Obwohl er noch am Leben war, erklärt der Knochenmann in der letzten Inschrift alle für tot. Er warnt die Leser: Wer unrecht handelt, kann der Bestrafung nicht entgehen.
Ursprünglich befanden sich die Tafeln im Kreuzgang des Karmeliterklosters von Haarlem. Offensichtlich sollten die Mönche betend der Verstorbenen gedenken und so das Seelenheil ihrer adeligen Gönner sichern. Mit der Reformation nahm diese Tradition ein Ende. Heute hängen im Rathaus leider nicht alle Gemälde in einem Saal. Der Reihe nach kann man sie jedoch im Buch "De Haarlemse Gravenportretten" von 1997 ansehen. Weil nur wenige Totentänze des 15. Jahrhunderts die Wirren der Zeit unbeschadet überstanden haben und das Personal wichtig für die Geschichte Europas ist, müssen die Bilder bekannter werden.
In der Rechnung von 1493 heißt die letzte Tafel "de danse van Magabet". Dem entspricht der Tanz des "Macabrée", also die Danse macabre. Es dauerte lange, bis aus dem Hebräischen "maqâbir" oder Arabischen "meqabber" über Spanien und Frankreich im Norden angekommen ein allgemein verständliches Wort entstanden war. Im christlichen Kulturkreis vergisst man nur zu gerne, den Ursprung des "Makabertanzes" zu suchen. Wer mehr wissen will, lese unsere Mitglieder-Zeitschrift. Um niederländische Beispiele ging es in Heft 194, 196 und 197.