Es gibt viele Gründe, sich mit der "Besonders meublirt- und gezierten Todten-Capelle" zu beschäftigen. Das 1710 und öfter veröffentlichte Buch enthält neben wortgewaltigen Texten 68 Kupferstiche, die auf die Darstellungen in der zur Wiener Hofkirche gehörenden Kapelle der Totenbruderschaft zurückgehen. Über die Entstehungsgeschichte informiert die Vorrede des Herausgebers.
Johann Ulrich Megerle alias Abraham a Sancta Clara (1644-1709) gilt als geistiger Vater der Totenkapelle, das heißt der Inhalt des Buches geht auf seine Ideen zurück, nicht aber die Ausführung. Der gebürtige Donauschwabe und spätere Wiener Hofprediger verdient Aufmerksamkeit, weil er eine schier unglaubliche Karriere vom Sohn eines Leibeigenen zur internationalen Berühmtheit machte.
Neuerdings kann jeder die Erstausgaben seiner wichtigsten Totentänze unter https://acdh.oeaw.ac.at/abacus/ online lesen oder aber Bilder und Texte speichern. Im 18. Jahrhundert fanden Verleger vieler Länder Pater Abrahams Werke so gut, dass es Nachdrucke aus Deutschland, den Niederlanden und Österreich gibt.
Wien sollte Trauer tragen, seit die Kapelle der einstigen Totenbruderschaft samt ihrer Ausstattung Umbauten zum Opfer fiel. Nach Voranmeldung in der Augustinerkirche kann man heute sehen, was vom Eingangsportal geblieben ist: ein lebensgroßes Skelett und mehrere Schädel als Wandmalerei sowie Stuckreliefs hoch oben im Gewölbe. Die Gruft im Untergeschoss bleibt der Öffentlichkeit verschlossen.
Last but not least sind die dem berühmten Abraham a Sancta Clara zugeschriebenen Bilder ebenso wie die Totentanz-Texte bis heute weitgehend unerforscht. Wissenschaftler vieler Fächer stoßen auf Terra incognita von den Beneluxstaaten bis in den deutschsprachigen Südosten.
Wer mehr darüber erfahren möchte, lese den Aufsatz "Überall Abraham" im von Anton Philipp Knittel herausgegebenen Sammelband "Unterhaltender Prediger und gelehrter Stofflieferant", Eggingen 2012, Seite 122-184.