Der Füssener Totentanz sieht aus wie ein alter Bekannter, aber leider ist nichts so sicher, wie es scheint. In der Amtszeit von Abt Matthias Schober schuf Jakob Hiebeler Tafelmalereien für das Benediktinerkloster Sankt Mang (Magnus) im Lechtal. Die erste Erwähnung stammt aus dem Rechnungsbuch von 1599. Abgeschlossen war die Arbeit drei Jahre später. Niemand weiß, was den monatespäter vergleichsweise früh verstorbenen Auftraggeber bewegte. Fühlte er sein nahes Ende?
Es ist kein Wunder, dass jüngere Quellen von der Verschönerung des Gebäudes sprechen. Um 1700 wurde das Füssener Benediktinerkloster im Stil des Barock umgestaltet. Auch für den Totentanz in der Annakapelle blieb kaum etwas beim Alten. Ursprünglich hingen die Tafeln wohl in langer Reihe an der Südwand. Der Rahmen mit der Inschrift: "Sagt Ja Sagt Nein, Getanzt Muess sein" entstand für die spätere Anbringung an der Westwand.
Gegenwärtig kann man das Kunstwerk nur bei einem Museumsbesuch besichtigen. Hauseigene Veröffentlichungen bezeugen, dass Kaspar Schradler den Text 1851/53 komplett durch neue Verse ersetzte, offenbar basierend auf dem Basler Totentanz. Als die erste Version von Jakob Hiebeler entstand, konnte der Maler allenfalls auf bislang unbekannte handschriftliche Aufzeichnungen und Drucke zurückgreifen. Aber auch die Mitte des 19. Jahrhunderts verwendeten Quellen harren ihrer Entdeckung.