Hermann Mende (1887-1974) ist einer, den es zu entdecken lohnt. Belege zu seiner Zeit in Hamburg sind rar. Damals lag es nahe, sich für den Schuldienst zu entscheiden, obwohl ihm die rechte Gesinnung fehlte. Sein Totentanz bezeugt hohe moralische Ansprüche: Zu Beginn stirbt Christus am Kreuz. Dann triumphiert ein knöcherner Krieger über Leichen. Ihm folgt je ein Dämon mit seiner vorgesehenen Beute. Anders als auf dem Titelblatt ahnen die Lebenden kaum je, was ihnen bevorsteht.
Der Totentanz von Hermann Mende ist mit je 45 x 60 Zentimetern vergleichsweise groß, aber nicht wirklich dekorativ. Nur auf den ersten Blick entspricht das Personal mit Kaiser, Krieger, Künstler, Bauer, Mutter und Kind den Klassikern. Musik und Tanz spielen keine Rolle. Wie in der Moderne üblich, sprechen weder der Tod und seine Kollegen noch die Sterbenden. Die schriftlichen Kommentare des Künstlers waren möglicherweise als Legenden für den Druck vorgesehen.
Offenbar gab es zu Lebzeiten Hermann Mendes drei Fassungen. Die älteste gilt als verschollen; die nur unvollständig erhaltene zweite Serie soll noch vor dem Ersten Weltkrieg entstanden sein, die Dritte erst Ende des Jahrzehnts danach. Bei der Sterbeszene ganz am Ende dürfte es sich um eine Ergänzung von 1935 handeln, als der Vater des Künstlers starb.
Hoffentlich gelingt es, das Interesse der Öffentlichkeit an den Totentänzen der drei Sachsengaue im Stormarn zu wecken. Leicht zu finden sind sie nicht.
Bilder und Texte bietet "Totentanz aktuell", Neue Folge, 19. Jahrgang, Heft 217, Seite 1-16.