Im Totentanz wird manchmal scharf geschossen, ab 1470 sogar mit der Armbrust. Das älteste erhaltene Zeugnis ruht
in der Bibliothek der Universität Kassel. Jeder kann es
online ansehen.
Für die Geschichte der makabren Kunst sind die achtzeiligen Strophen wichtiger als die Waffe.
Ohne Gründe zu nennen, halten alle maßgeblichen Kataloge die Malerei für älter als den Text.
Offenbar ziehen die Autoren die mündliche Überlieferung der iberischen "Danza general" und der französischen "Danse macabre" in Zweifel.
Als mittelrheinisch gilt die Kasseler Handschrift, weil sie aus einer "Pfälzer Hofbibliothek" stammt.
Dazu kommt als Bindeglied in den niederdeutschen Sprachraum ein holländischer Graf, erkennbar am Wappen.
Unabhängig davon gibt es in den "Der doten dantz mit figuren clage vnd antwort" betitelten Drucken den Räuber mit der Armbrust,
in den erweiterten holbeinschen Holzschnittfolgen und 1545 bei Wilhelm Werner von Zimmern
wenig später machte der Münsteraner Hermen tom Ring den entscheidenden nächsten Schritt. Er erfand den Schuss direkt ins Auge des Betrachters.
Sein heute in Utrecht ausgestelltes Gemälde fand viele Nachahmer. Spätestens im 17. Jahrhundert kam der Kopfschuss mit der Armbrust auch als Einblattdruck auf den Markt.
Unser barockes Bildbeispiel dürfte in oder im Umfeld eines Zisterzienserklosters entstanden ein. Mehr darüber erfahren Sie in Heft 222 der Zeitschrift "Totentanz aktuell".