Totentanz des Monats September 2018: Die Danse macabre von Meslay-le-Grenet
Zu Unrecht kaum bekannt ist der Totentanz von Meslay-le-Grenet, 15 Kilometer südlich von Chartres. Die Malerei nimmt die gesamte innere Süd- und Westwand der Dorfkirche ein. Als Vorlage soll nicht die erste gedruckte Pariser Danse macabre gedient haben, sondern die 1492 für Antoine Vérard angefertigte Holzschnittfolge.
Da wie dort eröffnet der "Autor" am Lesepult das Werk. Ihm folgen Papst, Kaiser, Kardinal, König, Patriarch, Feldherr, Erzbischof, Ritter, Bischof, Schildträger, Mönch, Landvogt, Gelehrter, Bürger, Pfarrer, Arzt, Bauer, Kind, Wucherer und Einsiedler. Sie alle ziehen dicht gedrängt in langer Reihe am Betrachter vorbei. Zuletzt liegt die Königsleiche auf dem Boden.
Weil vor Ort wenig Raum zur Verfügung steht, unterscheiden sich Zahl und Anordnung der Figuren von den Drucken. Auch die Gestaltung weicht von den Büchern ab. Dort stehen zwei achtzeilige Strophen unter jedem Paar. In der Dorfkirche hat der Maler die Anrede des Todes und die Antworten der Sterbenden einzelnen Personen zugeordnet. So entsteht der Eindruck eines gemeinsamen Reigens.