Totentanz des Monats November 2018: Alle auf einem Blatt
Verbindet der Landschaftsfries alle Szenen im Lübecker Totentanz? Niemand weiß, wie das spätmittelalterliche Gemälde wirklich aussah. 1942 zerstörten Bomben eine Kopie. Die Zuschreibung des verlorenen Originals an Bernt Notke widerspricht den Regeln der Zunft. Die erhaltenen Handschriften und Drucke ähneln dem Gemälde von 1701 nicht. Sie nennen aber doch die Figuren.
Alle auf einem Blatt lassen sich schon vor 1500 nachweisen, weit öfter als die Forschung vermuten lässt. Zunächst trafen Holzschneider oder Buchmaler eine Auswahl aus dem Personal, dann ordneten sie Paare oder deren Abkürzungen mehr oder weniger kreisförmig an. Einerseits erforderte der Druck typische Formate, andererseits stellte sich das Publikum darauf ein.
Das Frontispiz zum 50. Teil der in Leipzig veröffentlichten "Gespräche im Reiche der Todten" von David Fassmann dürfte eines der frühesten barocken Beispiele sein. Seit 1722 schreiten darin knapp hundert aus Basel bekannte Gestalten in mehreren Kurven auf das Beinhaus zu. Vor dem Gebäude musizieren drei Skelette.
Undatiert blieb dagegen ein Lübecker Druck, dessen Titel oben vollständig zu sehen ist. Nach unten schließt sich ein querformatiger, mit "Fritzsch" signierter Kupferstich an. Links außen befindet sich das Musikensemble. Neun Paare kommen an. Abschließend führt die Mutter ihr Kind an der Hand.