Mittelalterliche Strafpredigten wirken bis heute, wie Totentänze beweisen. Die 1493 und öfter gedruckte schedelsche Weltchronik überliefert in Wort und Bild, dass der unbarmherzige, 913 verstorbene Mainzer Erzbischof Hatto von wutempörten Mäusen gefressen wurde.
Offenbar ahnten kluge Köpfe schon früh, wie Nagetiere und schlimmere Plagen zusammenhängen.
Zur makabren Kunst gehörte die Mainzer Sage erst später. Mit dem "Wirt von Bingen" in der mittelrheinischen Handschrift deutet sich der Zollturm des damals erzbischöflichen Landesherrn allenfalls an.
Im Rhein-Main-Dreieck führte der Frankfurter Kupferstecher und Verleger Eberhard Kieser die Überlieferungen zusammen. Seit 1617/18 verkündet der Tod im Buch:
Sowenig als der Mäus'turm konnt'
Dem Bischoff helfen zu der Stund',
Als ihm die Mäus' mit großem Summen
Durch den Rhein nach geschwommen,
Bis sie ihn hatten gefressen.
Also handelst auch du vermessen,
Weil du vermeinst in diesem Schloss
Sicher zu sein vor meinem Geschoss.
Bibliothekskataloge lassen den Text älter erscheinen als die Quellen erlauben. Kein Zweifel: Der 1565 in Worms gestorbene Dichter Caspar Scheidt lieferte bibeltreue Verse zu Holzschnitten im Holbein-Stil. Die Verse zum Mäuseturm erklären sich aus dem alttestamentlichen Buch Jeremia. Aber noch hat keiner einen Druck des 16. Jahrhunderts gesehen, in dem die Mäuse-Sage mit Bild vorkommt.
Unsere Zeitschrift "Totentanz aktuell" 235 und 237 bietet weitere Informationen sowie Bilder in höchstmöglicher Auflösung.